- Kinder-und-Jugendlichen-Psychotherapie
- Kinder-und-Jugendlichen-Psychotherapie,Sammelbezeichnung für die psychologische und psychotherapeutische Behandlung psychisch oder psychosomatisch beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher.Voraussetzung für die Entwicklung der Kinder-und-Jugendlichen-Psychotherapie als eines eigenständigen Bereichs der Psychotherapie war die Erkenntnis, dass sich die bei Erwachsenen praktizierten Verfahren nicht oder nur sehr bedingt auf Kinder und Jugendliche übertragen lassen.Ziel jeglicher Kinder-und-Jugendlichen-Psychotherapie ist die Freisetzung natürlicher Selbstheilungs- und Entwicklungskräfte sowie die Beseitigung oder der Abbau von entwicklungshemmenden familiären, sozialen und Umwelteinflüssen. Dabei sollte die Therapie aufgrund der Abhängigkeit der Kinder und Jugendlichen von ihren Hauptbezugspersonen (in der Regel den Eltern) vorrangig im sozialen Umfeld und erst sekundär am Kind selbst ansetzen.Wesentliche Verfahren in der Kinder-und-Jugendlichen-Psychotherapie sind: 1. Die analytische Kinder-und-Jugendlichen-Psychotherapie ist aus der Psychoanalyse hervorgegangen; ihre Wegbereiter waren bis zum Zweiten Weltkrieg vor allem A. Freud und M. Klein, nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland insbesondere A. Dührssen. Bei diesem früher auch als Psychagogik bezeichneten Verfahren finden, meist über mehrere Monate oder auch Jahre hinweg, ein- bis dreimal pro Woche Einzel- oder Gruppensitzungen statt, in denen unbewusste Konflikte oder Probleme des Kindes oder Jugendlichen psychoanalytisch aufgearbeitet und die den Symptomen zugrunde liegenden Störungen bewusst gemacht (und damit beseitigt) werden sollen.2. Bei der Spieltherapie wird durch altersgemäßes Spielmaterial unter Verwendung natürlicher Materialien (Wasser, Sand, Farben u. a.) das spontane und freie Spielen des Kindes angeregt; darin sollen verdrängte Affekte und Bedürfnisse zum Ausdruck kommen und als »heilende Kräfte« wirken. Die Spieltherapie nimmt auch in der analytischen Kinder-und-Jugendlichen-Psychotherapie eine wichtige Rolle ein. Sie wurde darüber hinaus aber von H. Zulliger und von V. Axline zu einer eigenständigen Methode entwickelt, die Eingang in andere Therapieformen fand.3. Die Gesprächspsychotherapie setzt bestimmte sprachliche Fähigkeiten voraus und findet daher eher bei Jugendlichen als bei Kindern Anwendung.4. Die Verhaltenstherapie wird meist bei Störungen wie Einnässen, Einkoten oder Anorexie eingesetzt.Ferner gehören in den Bereich der Kinder-und-Jugendlichen-Psychotherapie Elternberatungen, -gruppen und -training, Übungs-, Funktions- und Bewegungstherapien (Heilpädagogik) sowie Drogenberatung, Sexualberatung und Selbsterfahrungsgruppen.Durchgeführt wird die Kinder-und-Jugendlichen-Psychotherapie sowohl stationär (in kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken oder in heilpädagogischen Heimen) als auch ambulant (in Erziehungs- und Familienberatungsstellen, psychotherapeutischen Instituten, schulpsychologischen oder sonderpädagogischen Diensten und in privaten Praxen).
Universal-Lexikon. 2012.